• FC Internationale Berlin: „Wertschätzung und Anerkennungskultur alleine reichen nicht“

    Gerd Thomas vom FC Internationale berichtet, wieso Hauptamt alternativlos ist und Wertschätzung alleine nicht ausreicht.

    Gerd Thomas ist nicht nur Vorsitzender des FC Internationale Berlin, sondern auch in der Initiative „Rettet die Amateure“ engagiert. In einem Gastbeitrag für Klubtalent berichtet er, wieso Hauptamt in manchen Vereinen alternativlos ist und es nicht mehr reicht, nur seine Wertschätzung für das Ehrenamt auszudrücken

    „Das Ehrenamt, es lebe hoch.“ Zur Untermauerung gibt es nun eine neue Studie, in der wieder einmal der Wert des Ehrenamtes hochgerechnet wird. In warmen Worten wird dazu von DFB-Funktionären propagiert: „Unsere gemeinsame Aufgabe in der Gesellschaft ist es, die Wertschätzung und Anerkennungskultur dafür weiter zu verbessern. Denn Ehrenamt ist und bleibt unbezahlbar.“ 

    Die Mahnung ist gut gemeint, doch Wertschätzung und Anerkennungskultur alleine werden nicht mehr reichen. In mittleren und größeren Vereinen braucht das Ehrenamt Unterstützung durch hauptamtliche Strukturen. 

    Die Last auf mehrere Schultern verteilen

    Das haben wir beim FC Internationale Berlin bereits vor einigen Jahren erkannt und wesentliche Dinge wie die Mitgliederverwaltung, den Spielbetrieb oder die Betreuung und Planung der Sportstätten professionalisiert. Ein Geschäftsstellenleiter wurde eingestellt, zusammen mit dem Bildungsträger RheinFlanke wurde ein Engagement-Projekt entwickelt, mit dem soziale und Teilhabe-Maßnahmen umgesetzt werden. Für das kommende Jahr soll es Unterstützung durch weitere hauptamtliche Kräfte geben. Zudem beschäftigt der Verein schon jetzt zwei FSJlerinnen für sportliche und Verwaltungsaufgaben sowie eine Werkstudentin mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit und Marketing. 

    Da der Verein momentan noch nicht über nennenswerte Sponsoren verfügt (was sich ändern soll), muss das Geld für das Hauptamt vor allem aus Beiträgen der Mitglieder und Spenden generiert werden. Hierfür war es nötig, die Mitgliedsbeiträge deutlich anzuheben, eine nie populäre Entscheidung. Durch eine sehr starke und transparente Kommunikation in den Verein hinein, konnten Spielerinnen und Spieler sowie Eltern aber überzeugt werden, dass der eingeschlagene Weg alternativlos ist, will sich ihr Club behaupten und weiterentwickeln. Denn die Bemühungen, für einen Verein mit mehr als 1200 Mitgliedern und 50 Teams im Spielbetrieb genügend Freiwillige zu finden, um die ganze anfallende Arbeit zu erledigen, erwiesen sich als illusorisch. Die Arbeitswelt hat sich einfach zu stark verändert, der Fachkräftemangel zwingt viele zu Überstunden. Gleichwohl werden die Ansprüche an einen Sportverein im Zentrum der deutschen Hauptstadt nicht gerade kleiner. 

    Durch Transparenz zu höheren Mitgliedsbeiträgen

    Letztlich war der Widerstand gering, nur sehr wenige hatten große Bedenken. Damit auch Menschen aus wirtschaftlich schwächeren Verhältnissen weiterhin im Verein sein können, wurden zwei Schritte vollzogen: Es gibt einen ermäßigten Beitragssatz für ärmere Personen, und es wurde bereits vor zehn Jahren der so genannte Inter-Sozial-Fonds eingerichtet. Mit diesem kann der Verein Mitgliedern in Notlagen unterstützen, aber auch dafür sorgen, dass niemand aus finanziellen Gründen bspw. von einer Mannschaftsreise ausgeschlossen bleibt. Vereinsintern wurde das geflügelte Wort „Internationale Solidarität“ geprägt. 

    Da der Verein sich für die Zukunft einiges vorgenommen hat, ist man auf der Suche nach Partnern, die den FC Internationale finanziell unterstützen, um bspw. das Nachhaltigkeits-Projekt noch stärker voranzutreiben. Dem Verein wurde 2021 als erstem Amateurclub das ZNU-Nachhaltigkeitszertifikat durch den TÜV Rheinland verliehen. Ein anderes Feld ist die (Aus-)Bildung, denn der Verein verfügt über sehr viele junge Menschen, über 700 sind unter 25 Jahre alt. Die Fachkräfte von morgen finden Unternehmen also nicht zuletzt auf dem Fußballplatz. Hier lohnt es sich, entsprechende Investitionen vorzunehmen. So kann sich der Vorstand durchaus vorstellen, eine*n Sozialarbeiter*in zu beschäftigen, der Trainerinnen und Trainer unterstützt. 

    Große Pläne für die Zukunft

    Der FC Internationale ist seit 2007 Integrationsstützpunkt der Sportjugend, wofür es allerdings keine Förderung gibt. Gleichwohl nimmt man diesen Titel als einer der wenigen Träger des DFB-Integrationspreises sehr ernst. Perspektivisch denken Vorstand und die AG Inter-Zukunft sogar über die Gründung einer gemeinnützigen Gesellschaft oder Stiftung nach. 

    Die anhaltende Corona-Pandemie verschärft die Herausforderungen für Vereine. Diese zu bewältigen, indem man das Ehrenamt einmal im Quartal lobt, wird nicht ausreichen. Ehrenamt kann nur so gute Dienste leisten, wie es die Bedingungen zulassen. Dazu gehören sowohl eine intakte Infrastruktur als auch ein kompetentes Hauptamt im Hintergrund. Wenn es dann noch gelänge, die Eltern stärker zur Mitarbeit zu motivieren, würde ein weiterer wichtiger Schritt gemacht. Auch daran arbeitet der FC Internationale – in Zusammenarbeit mit einer hauptamtlichen Expertin für Elternarbeit. 

    Auskünfte: 

    Gerd Thomas

    gerd.thomas@fc-inter.de

    Tel. 0171 – 784 94 13