• Wieso als Sport-Studi nicht auch mal einen anderen Karriereweg einschlagen?

    Beweggründe, Sport zu studieren, gibt es viele. Doch was wäre, wenn nicht der Profiverein, der Global Player oder das Start-up der neue Arbeitgeber wird, sondern dein Heimatverein? 

    Beweggründe, Sport zu studieren, gibt es viele. Nicht selten ist es der Wunsch, einmal bei seinem (Lieblings)-Profiverein zu arbeiten oder aber bei einem der Global Player wie Adidas, Nike oder Puma. Manche verschlägt es vielleicht auch eher in „hippe“ Start-ups. Man verspricht sich Abwechslung, Spannung, einen Blick hinter die Kulissen. Erhofft sich vielleicht, Tag für Tag mit den Spieler*innen zu arbeiten, die man sonst nur aus der Ferne sehen kann. Und ein anständiges Gehalt kann auch nicht schaden. Doch was wäre, wenn der Karriereweg eine ganz andere Wende nimmt? Und nicht der Profiverein, der Global Player oder das Start-up der neue Arbeitgeber wird, sondern dein Heimatverein? 

    Wir nennen euch fünf Gründe, warum wir das für keine schlechte Idee halten: 

    1. Du kannst dir deinen eigenen Arbeitsplatz schaffen 

    Egal, ob es damals im Handwerksunterricht war, bei der Gründung einer Initiative oder beim Weg in die Selbstständigkeit: Etwas Eigenes zu schaffen ist immer wieder etwas ganz Besonderes. Nicht anders verhält es sich mit Jobs. Klar, ist es ein tolles Gefühl, sich bei einem Bewerbungsgespräch gegen zahlreiche Konkurrent*innen durchzusetzen. Aber hast du schonmal einen Vorstand davon überzeugt, eine neue Stelle eigens für dich zu schaffen? 

    2. Du übernimmst Verantwortung 

    Du liebst Verantwortung? Dann ist ein Breitensportverein genau das richtige für dich! Natürlich übernimmst du auch in Unternehmen Verantwortung. Für dich, dein Projekt und manchmal sogar für ein Team. Aber das ist nichts im Vergleich zu der Arbeit im Verein, wo bis zu mehreren hundert Mitgliedern und zig Ehrenamtliche dir Vertrauen. Aber keine Sorge, auch wenn du die einzige hauptamtliche Kraft im Verein bist, du bist nicht allein. Denn du arbeitest Hand in Hand mit dem Vorstand und einem Team von Engagierten.  

    3. Du kannst deinen Vereinen und dich weiterentwickeln

    Wer hat sie noch nicht gelesen: Die Stellenanzeigen, die versprechen, dass der Job dich persönlich weiterentwickelt und du zudem einen Beitrag dazu leistest, auch das Unternehmen und / oder Produkte voranzubringen. Dass alles bieten Breitensportvereine auch!

    Eine Vereinsmanagement-Stelle ist facettenreich. Neben administrativen Aufgaben arbeitest du dort mit Menschen, kannst eigene Projekte anstoßen, Förderanträge schreiben, ein Netzwerk aufbauen und vieles mehr. Gemeinsam mit dem Vorstand trägst du maßgeblich dazu bei, das Profil eures Vereins zu schärfen und deinen Verein auf ein neues Level zu heben. 

    Während viele Stellenausschreibungen jedoch schon ein breites Portfolio an Fähigkeiten von dir verlangen, sieht das in der Vereinswelt meist anders aus. Frei nach dem Motto: „Man wächst an seinen Aufgaben“ gibt es im Sport ein umfangreiches Angebot an Fortbildungen, die dir dabei helfen, Stück für Stück in deine Tätigkeit reinzuwachsen. Der Sportverein wird zu deinem ganz persönlichen Ort des Wachsens! Und solltest du irgendwann doch mal auf der Suche nach einer neuen Herausforderung sein, haben dich deine Tätigkeiten im Verein mit einem ganzen Werkzeugkasten neuer Fähigkeiten versehen. 

    4. Du gehst einer Arbeit mit Sinnhaftigkeit nach 

    Früher oder später in unserem Leben kommen wir an den Punkt und fragen uns: Wieso mache ich das hier? Wegen des Geldes? Oder weil es mich erfüllt? 

    Leider zeigt sich allzu oft, dass bei vielen Menschen ersteres überwiegt. Statt einer Tätigkeit nachzugehen, die uns glücklich macht, bleiben wir zu oft bei Jobs hängen, die wir mehr aus Pflichtbewusstsein als auch intrinsischer Motivation nachgehen. Oder weil sie Sicherheit und eine gute Bezahlung versprechen. Oder weil sie sich gut im Lebenslauf machen. Doch wirklich überzeugt von dem, was wir tun, sind wir selten. 

    Auch der Sport ist davor nicht gefeilt. Durch die zunehmende Kommerzialisierung und verschiedene Skandale hat man immer öfters das Gefühl, dass es dem Sport nicht mehr um die Sache selbst, sondern um Dinge wie Geld und Macht geht. Entsprechend macht sich auch bei Arbeitnehmer*innen in diesem Sektor immer öfters Frust breit. Bei Breitensportvereinen ist dies anders. Als e.V. ist nicht Geld der Treiber und aufgrund der Ausrichtung von Vereinen, wird Geld dies auch nicht werden. Es dreht sich nicht alles um mögliche Expansionen oder die Übernahme von Investor*innen. Sondern im Kern geht es darum, einen gesellschaftlichen Mehrwert zu schaffen und Menschen einen Ort zu bieten, wo sie sich bewegen und soziale Kontakte knüpfen können. Wo wir auch schon unserem 5. Punkt wären. 

    5. Du machst Menschen gesünder und glücklicher 

    Deine Tätigkeit ist vollkommen darauf ausgerichtet, Menschen zufriedener zu machen. Sei es die Mitglieder, die dadurch eine Ansprechperson haben, sei es die Ehrenamtlichen, die entlastet werden oder all jene Menschen, die von sozialen Projekten und dem Abbau von Barrieren profitieren. Dabei bist du nicht ein kleines Rädchen, sondern ein essenzieller Bestandteil. Gibt schlechtere Aufgaben, nicht wahr? 

    Dies sind nur ein paar von unzähligen weiteren Gründen, die dafür sprechen, als Sport-Studi aus der eigenen Komfort-Zone herauszutreten und einen alternativen Karriereweg einzuschlagen. Spätestens das nächste Mal, wenn ihr etwas gelangweilt und frustriert durch die Sport-Stellenbörsen scrollt, solltet ihr euch selbst die Frage stellen, ob das wirklich der Ort ist, an dem ihre euren Traumjob findet oder ob ihr nicht lieber selbst aktiv werden möchtet. 

    Wie es gehen kann? Das erzählt Fabian Kirst im Interview.

  • Umweltschutz: Wie der Sport einen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele leisten kann

    Jede*r kann einen Beitrag zu mehr Umweltschutz leisten. Während manche Ideen schnell umzusetzen sind, braucht es für andere Projekte mehr Ressourcen. Hilfreich kann dabei eine AG Nachhaltigkeit sein, die sich strukturiert dem Thema annimmt und auslotet, welche Maßnahmen wie umgesetzt werden. 

    Nicht nur die schweren Flutkatastrophen haben noch einmal die Notwendigkeit verdeutlicht, aktiver im Klimaschutz zu werden. Dies gilt nicht nur für die Politik und Unternehmen, sondern für jede*n Einzelne*n von uns. Auch als Sportverein kann man einen Beitrag zum Umweltschutz und dem Erreichen der Klimaziele beitragen – mit teils kreativen Mitteln. 

    Sport und Umweltschutz – passt das? 

    Dass Sport und Umweltschutz nicht immer Hand in Hand gehen, zeigen immer wieder aufs Neue Beispiele. So hat u.a. der DFB für eine Strecke von 260 Kilometer ein Flugzeug gechartert, anstatt auf Bus oder Bahn zu setzen – angeblich aus Regenerationsgründen. Aktuell sorgen vor allem die anstehenden olympischen Winterspiele in Peking für Aufsehen, denn zwischen den Wettkampforten liegen teils 200 km und zudem muss (fast) ausschließlich auf Kunstschnee gesetzt werden.  Der ehemalige Skirennläufer Felix Neureuther dazu: „Peking mit seinen Eingriffen in die Natur und mit den menschenrechtlichen Problemen hätte nach meinen Vergabe-Anforderungen sicher keinen Zuschlag bekommen“. Und die Liste könnte schier endlos weitergeführt werden 

    Sich zum Klimaschutz bekennen

    Doch dass das Thema Klimaschutz nach und nach auch im Sport ankommt, zeigen u.a. verschiedene Initiativen und Aktionsbündnisse. So haben zum Beispiel die Vereinten Nationen die Initiative „Sports for Climate Action Framework“ initiiert. 

    Im Wesentlichen sind dort fünf Grundsätze festgehalten: 

    1. Systematische Maßnahmen zur Förderung einer größeren Verantwortung für die Umwelt ergreifen 
    2. Allgemeine Klimabelastungen reduzieren 
    3. Über Maßnahmen zum Klimaschutz aufklären 
    4. Einen nachhaltigen und verantwortungsvollen Konsum fördern 
    5. In der Kommunikation für den Klimaschutz eintreten 

    Unterstützer*innen aus dem Sport sind u.a. Verbände wie der Deutsche Fußball-Bund oder der Deutsche Skilehrerverband. 

    In Anlehnung an Fridays for Future entstand die Initiative “Sports for Future”, die es sich zum Ziel gesetzt hat, ebenfalls die Herausforderungen der Klimakrise zu begegnen. Unterstützer*innen der Initiative sind zahlreiche Spitzensportler*innen, Verbände und Vereine. 

    Ihre Agenda: 

    • Den Sport versammeln: über die Unterzeichnung der Stellungnahme
    • Position beziehen:
    • für eine rationale, auf der Wissenschaft basierenden Umsetzung des Pariser Klimaabkommens
    • für eine lebenswerte Zukunft der Jugend und nachfolgender Generationen
    • für eine faire, respektvolle Debattenkultur
    • für Solidarität und einen gesellschaftlichen Teamgedanken
    • Den Sport fordern: Was sind Ziele? Wo sind Best Cases?
    • Kräfte bündeln: Einsatz als Botschafter*innen, Unterstützung über freiwillige Spenden und Fördermitgliedschaften
    • Projekte fördern: Klimaschutz umsetzen, Nachhaltigkeit und unsere Demokratie stärken
    • Know-How erhöhen: wissenschaftliche Kooperationen mit der Cologne Business School, der Klima Arena und anderen Bildungseinrichtungen
    • Nachhaltigkeit stärken: Projekt- und Kampagnen-Ausschreibungen
    • Projekte starten: Sport-Angebote für Kinder und Jugendliche mit Lernebenen wie „Nachhaltigkeit“, „Demokratie“, „Klimaschutz“ verknüpfen

    Mit gutem Beispiel voran gehen

    Doch nicht nur symbolische Akte, sondern auch konkrete Maßnahmen sind vom Sport gefordert und erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. So plant die Deutsche Fußball Liga (DFL) eine Verankerung des Themas Nachhaltigkeit in der Lizenzierungsordnung. Ein anderes Beispiel: Der Eishockey-Club Neusser EV testete ein synthetisches Eis, welches vor allem im Sommer eine klimaeffizierente Alternative zu herkömmlichen Eis bieten soll. 

    Aktuelle Updates rund um das Thema Nachhaltigkeit und Profisport bietet der passende SID-Newsticker auf der Seite von Sports for Future.

    Wahre Veränderung kommt jedoch nicht nur durch Verhaltensänderungen im Profisport, sondern auch als Breitensport-Verein kann man mit gutem Beispiel voran gehen. Daher haben wir euch hier ein paar Ideen als Inspiration aufgelistet: 

    • Eine Vereinsaktion starten und das Gelände rund um die Sportanlagen von Müll befreien 
    • Fair produzierte Trikots und Equipment erwerben 
    • Rad-Bonuskarte, für die es Prämien gibt
    • Der Bau eines Wildbienenhotels
    • Anlegen einer Streuobstwiese
    • Pflanzen von Bäumen 
    • Aufbau einer Tauschbörse für alte Vereinsklamotten
    • Lebensmittel aus der Region im Vereinsheim verkaufen 
    • Verzicht auf Plastikbesteck und -teller und stattdessen Mehrweggeschirr verwenden
    • Hygienetücher aus Recyclingpapier
    • Einwegflaschen verwenden
    • Schuhe putzen mit Regenwasser
    • Fahrgemeinschaften bilden
    • Das Vereinsheim sanieren  

    Viele weitere Beispiele hat u.a. der DFB auf seiner Seite gesammelt. 

    Ihr seht: Jede*r kann einen Beitrag zu mehr Umweltschutz leisten. Während manche Ideen schnell umzusetzen sind, braucht es für andere Projekte mehr Ressourcen. Hilfreich kann dabei eine AG Nachhaltigkeit sein, die sich strukturiert dem Thema annimmt und auslotet, welche Maßnahmen wie umgesetzt werden. 

    Und auch hier gilt wieder: Eine hauptamtliche Stelle ist keine zwingende Voraussetzung für Umwelt-Engagement. Sie kann jedoch eine große Unterstützung sein, u.a. um Förderanträge zu schreiben, Kooperationspartner*innen zu finden oder Ehrenamtlich für das Thema zu begeistern.  

  • BSC Berlin: Mit Crowdfunding zur hauptamtlichen Kiezkoordination

    Unser ursprüngliches Spendenziel lag bei 6.000 € und zwar waren wir uns sicher, dass wir dieses erreichen werden, doch das Endergebnis hat uns komplett überrascht. Nach rund zwei Wochen Laufzeit kam der stolze Betrag von rund 12.560 € zusammen.

    Dem Berliner SC ging es während der Pandemie ähnlich wie vielen anderen Clubs: Der Trainings- und Spielbetrieb wurde eingestellt, die Zoom-Müdigkeit setzte irgendwann ein und es fehlte an Perspektive. Doch als der Verein auf den #femalefutureathletes-Fördertopf von fairplaid und Equaletics stieß, entschloss sich die Abteilung, ein Crowdfunding Projekt zu starten. Ziel: eine Kiezkoordination im Verein. Was die Berliner nicht ahnten: Das Projekt setzte am Ende ungeahnte Energie im Verein frei. Doch lest selbst, was der Berliner SC über seine Erfahrungen zu erzählen hat.  

    Für uns als Berliner Sport Club e.V. und für den ganzen Berliner Basketballbetrieb war die Saison 2020/21 sehr schwierig. Durch die Kontaktbeschränkungen konnte für den Großteil der Saison kein Sport in Hallen absolviert werden, und auch der Spielbetrieb wurde nach nur wenigen Spielen eingestellt. Im Frühjahr 2021 wurde die Saison schließlich für beendet erklärt. 

    Davon wollten wir uns jedoch nicht entmutigen lassen. Gerade zu Beginn der Kontaktbeschränkungen im Oktober 2020 war bei unseren Teams noch viel Energie vorhanden. Daher war es für uns selbstverständlich, dann eben passende Trainingseinheiten online anzubieten. Doch nach drei Monaten breitete sich auch bei uns die berühmte Zoom-Müdigkeit im Verein aus. 

    Der #femalefutureathletes-Fördertopf: Von der Idee zur Umsetzung

    Kurz vor Weihnachten sind wir dann auf den #femalefutureathletes-Fördertopf von fairplaid und Equaletics gestoßen. Nach kurzer Überlegung kamen wir zu dem Entschluss, ebenfalls dort ein Crowdfunding-Projekt anzulegen. Wie sich herausgestellt hat, gleich aus mehreren Gründen eine gute Idee, denn das Projekt brachte bisher unbekanntes Engagement und Begeisterung in unseren Verein. Doch der Reihe nach. 

    Zu Beginn hat eine kleine Gruppe die groben Leitlinien für das Projekt definiert und alle wichtigen Formalitäten geregelt. Der Grundstein für das Projekt „All Girls Can Jump“ wurde gelegt. Durch das Projekte sollte der Mädchen- und Damenbereich beim BSC wiederbelebt werden. Ziel war bzw. ist es, nachhaltige Organisations- und Trainingsstrukturen aufzubauen, die es ermöglichen, viele Mädchen in Wilmersdorf für Basketball beim BSC zu begeistern, eine sehr gute Ausbildung zu durchlaufen und in einigen Jahren wieder die Möglichkeit zu haben, um die Berliner Meisterschaft mitzuspielen!

    Mit der Idee im Gepäck haben wir aktiv in unseren Teams dafür geworben, Teil des Projektteams zu werden. Mit Erfolg! Aus verschiedenen Teams kamen alle möglichen SpielerInnen zusammen, so dass am Ende ein Team aus rund 15 BSClerInnen das Projekt unterstützen wollten. Wir haben uns dann in kleine Gruppen aufgeteilt, um einzelne Themen wie unseren Trailer, die Prämien, Social Media, Logo und weiteres zu bearbeiten.

    Für die eigene Überzeugung werben

    Die Crowdfunding- Kampagne selbst war auf zwei Wochen angelegt.  Unsere Aufgabe war es, in dieser Zeit kräftig die Werbetrommel zu und alle von uns erstellten Medien, auf jedem erdenklichen Kanal zu verbreiten. So sollten so viele Einzelspenden wie möglich zusammen kommen. Dazu gehörten Beiträge in sozialen Medien, auf unserer Website, in lokalen Zeitungen und selbstverständlich ganz viel direkte Kommunikation mit potentiellen SpenderInnen. Auch hier haben wir uns innerhalb der Projektteams so abgestimmt, dass wir möglichst viele Menschen, die einen Bezug zum BSC oder auch zum Projektzweck haben könnten, erreicht haben. Auch sind wir mit einigen SpielerInnen unserer Mädchenteams an Wochenenden auf Märkte gegangen und haben direkt Spenden eingesammelt und Flyer für das Projekt verteilt. Insgesamt sind wir auf wahnsinnig viel Begeisterung und Engagement getroffen, die wir uns so nie erhofft hätten.

    Alle Vorstellungen übertroffen

    Unser ursprüngliches Spendenziel lag bei 6.000 € und zwar waren wir uns sicher, dass wir dieses erreichen werden, doch das Endergebnis hat uns komplett überrascht. Nach rund zwei Wochen Laufzeit kam der stolze Betrag von rund 12.560 € zusammen. Davon steuerten Equaletics und fairplaid mit ihrem #femalefutureathletes-Fördertopf einen Betrag von rund 4.200 € bei, doch der Großteil kam durch die 214 UnterstützerInnen zustande. 

    Vor dem Projektstart hatten wir bereits einen kleinen Finanzplan aufgestellt, um transparent aufzuzeigen, für welche Zwecke das Geld eingesetzt werden soll. Nachdem wir nach einer Woche das Spendenziel bereits erreicht hatten, haben wir in einem Newsletter ein “internes” neues Spendenziel ausgegeben, und wieder aufgezeigt, wofür die zusätzlichen Spenden genutzt werden sollen.

    Im Mittelpunkt des Projekts stand für uns, dass wir eine feste Stelle für eine bzw. einen TrainerIn schaffen wollen, die sich um die Kiezkoordination kümmert. Nach unserem Crowdfunding-Projekt haben wir dazu eine Stellenausschreibung veröffentlicht und mit allen BewerberInnen Gespräche durchgeführt. Im Rahmen dessen konnten wir Julia für uns gewinnen, die seit dem Sommer bei uns die Verantwortung für die Kiezkoordination trägt. Dazu gehört unter anderem unsere Zusammenarbeit mit Grundschulen, die Veranstaltungen von offenen Festen und Veranstaltungen mit Sportbezug in unserem Kiez sowie die explizite Förderung von Damen- und Mädchenbasketball in diesem Rahmen.

    Für das neue Kalenderjahr planen wir eine neue Teilzeitstelle zu schaffen, die sich ebenfalls mit der Kiezkoordination und der Förderung des Mädchen- und Damenbasketballs bei uns im Verein beschäftigt. Für uns können wir auf jeden Fall sagen, dass die Crowdfunding-Kampagne ein voller Erfolg war – nicht nur finanziell und dann hoffentlich bald auch sportlich, sondern vor allem auch, weil wir dadurch gesehen haben, welche Kräfte bei uns im Verein stecken und was dadurch möglich ist. 

  • Eimsbütteler TV: So könnt ihr eure Ehrenamtlichen fördern, statt sie zu überfordern

    Im Interview erzählt Frank Fechner u.a. über seine Erfahrungen im Verein, warum geringe Mitgliedsbeiträge nicht die Lösung sind und über die höheren Erwartungen von Mitgliedern

    Nach seinem Studium hat Frank Fechner erstmal eine Karriere in der Politik eingeschlagen. Doch als das Angebot des FC St. Pauli kam, den Stadionneubau zu koordinieren, fand er seinen Weg in den Sport und wurde dort u.a. Leiter der Geschäftsstelle. Nach intensiven Jahren beim Fußballclub entschloss er sich, eine neue Herausforderung anzunehmen und wechselte zum Eimsbütteler TV, Hamburgs größtem Breitensportverein. Das Erfolgsgeheimnis des Vereins: Er setzt auf eine Mischung aus Tradition, Trendsportarten und Schulkooperationen sowie auf eine enge Zusammenarbeit zwischen Haupt- und Ehrenamt, denn nicht nur der Vorstand ist beim ETV hauptamtlich. Im Interview erzählt Frank Fechner u.a. über seine Erfahrungen im Verein, warum geringe Mitgliedsbeiträge nicht die Lösung sind und über die höheren Erwartungen von Mitgliedern. 

    Hallo Frank, ihr habt rund 15.000 Mitglieder. Wie organisiert ihr euch als Verein? 

    Früher war unser Verein in seiner Struktur stark ehrenamtlich geprägt und erst in den letzten 15 Jahren haben wir unsere Strukturen professionalisiert und setzen seitdem verstärkt aufs Hauptamt. Wir unterteilen uns dabei in Freizeitsport und Abteilungssport. Während der Abteilungssport (Fußball, Handball, etc.) noch ehrenamtlich geführt ist, setzen wir im Freizeitsport (u.a. Fitnessstudio, Fitnesskurse, Kindersport, Trendsport, Schwimmschule) vor allem aufs Hauptamt. Wir haben dafür um die 40 hauptamtlichen Mitarbeiter*innen und in den Abteilungen ca. 300 Ehrenamtliche. 

    Wieso setzt ihr auf diese Kombi?

    Ich setze mich immer dafür ein, dass man das Ehrenamt nicht überlasten darf. Daher bin ich großer Fan von Hauptamt an Stellen mit großer Verantwortung und dort, wo sich Aufgaben häufen, die nicht immer nur Spaß machen. So haben zum Beispiel viele Spaß daran, im Sport aktiv zu sein, aber wenn es darum geht, die Buchhaltung ehrenamtlich zu machen, nimmt die Zahl der Interessierten schon deutlich ab. Wenn man diese Aufgaben jedoch übernehmen muss, weil es sonst niemanden gibt, dann verdirbt das häufig die Freude am Ehrenamt. Daher bin ich ein Befürworter davon, Ehrenamt zu fördern, aber nicht zu überfordern. 

    Wie gewinnt ihr eure Hauptamtlichen?

    Viele unsere Mitarbeiter*innen kommen aus dem Verein, waren also hier Mitglied und haben dann die Chance ergriffen, im Verein zu arbeiten. Den meisten von ihnen ist es wichtiger, eine sinnvolle Tätigkeit auszuüben, anstatt viel Geld zu verdienen. Ein Kollege aus dem Vorstand hat zum Beispiel bei der Deutschen Bank gearbeitet, seinen Job dort jedoch gekündigt, weil es ihm keinen Spaß gemacht hat. Stattdessen kümmert er sich nun um die Vereinsfinanzen und ist dabei sehr glücklich. Und ich kann auch nur bestätigen, dass mir meine Arbeit Spaß macht und mich erfüllt. Und so geht es einigen und damit können wir auch werben. 

    300 Ehrenamtliche sind auch eine enorme Zahl. Habt ihr Probleme, Positionen nach zu besetzen? 

    Interessanterweise haben wir in den letzten Jahren weniger Probleme, Ehrenämter zu besetzen. Das war früher deutlich schwieriger. Meines Erachtens liegt das daran, dass wir Ehrenamtlichen die Unterstützung durch das Hauptamt anbieten. Die Ehrenamtlichen können sich so auf die Aufgaben konzentrieren, die sie wirklich machen wollen – also meistens was mit Sport. Wobei es natürlich immer auch Ehrenamtliche gibt, die eine Affinität zu Zahlen oder zur Prozessoptimierung oder ähnliches mitbringen. Auch für diese Personen haben wir noch Ehrenämter, so z.B. im Aufsichtsrat oder als Rechnungsprüfer*innen. Seit 8 / 9 Jahren besetzen wir auch diese Ämter problemlos. Ich habe das Gefühl, dass unsere Ehrenamtlichen zufrieden sind, weil das, was von ihnen erwartet wird, überschaubar ist. 

    Gibt es weitere Gründe für dich, aufs Hauptamt zu setzen, außer die Zufriedenheit der Ehrenamtlichen? 

    Die Mitglieder haben mittlerweile eine hohe Erwartung an das „Service-Niveau“ von Vereinen. Sie erwarten z.B., dass das Angebot stattfindet, auch wenn der Übungsleiter mal krank ist, oder dass jemand erreichbar ist, um ihre Fragen zu beantworten. Dies ist teilweise aber nur möglich, wenn es hauptamtliche Mitarbeiter*innen gibt, die dies gewährleisten können. Hinzu kommt, dass die Professionalisierung einiger Vereine generell zu einer höheren Erwartungshaltung auch an andere Vereine führt. 

    Würdest du sagen, dass Hauptamt für alle Vereine interessant ist? 

    Ich kann mal meinen Eindruck aus Hamburg schildern. In Hamburg gibt es eine starke Entwicklung hin zu Großsportvereinen, d.h. es gibt rund 25 Vereine mit über 2.500 Mitgliedern. 

    Diese Vereine sind oft gut aufgestellt, weil sie auf hauptamtliche Angestellte zurückgreifen können. Auch kleine Vereine mit wenigen Mitgliedern oder nur einer Sparte sind oft überlebensfähig, weil sie ihr Pensum auch ehrenamtlich stemmen können. Anders hingegen sieht es bei Mehrspartenvereinen oder mittelgroßen Vereinen aus. Diese haben meist keine hauptamtliche Kraft und können daher, was von Mitgliedern an Service erwartet wird, teilweise gar nicht leisten. Telefone sind nicht besetzt und die Geschäftsstelle teilweise nur einmal in der Woche. Zudem werden auf Anfragen und Trends nur spät reagiert, wenn überhaupt. So verlieren Mitglieder auch schonmal die Geduld mit Vereinen. Gerade in der Großstadt, wo es eine große Konkurrenz gibt, stehen diese Vereine enorm unter Druck. Hier können dann auch günstige Mitgliedsbeiträge nichts mehr retten. Wir sind z.B. relativ teuer in unseren Mitgliedsbeiträgen, was die Personen aber nicht abschreckt, da sie wissen, dass sie bei uns Qualität bekommen. 

    Vereine haben oft den Eindruck, dass hohe Mitgliedsbeiträge Mitglieder abschrecken. 

    Unser Beitrag war schon immer relativ hoch. Vor 15 Jahren lag der Beitrag bereits bei fast 20€. Unsere Beiträge müssen auch so hoch sein, da unser Verein eigene Sportanlagen besitzt und das kostet Geld. Aber die Vorteile, vor allem was die Verfügbarkeit angeht, wollen wir nicht missen. Daher haben wir mehrere eigene Hallen. Zwar nutzen wir auch öffentliche Hallen, sind aber weitestgehend unabhängig. Dafür sind wir im Vergleich zu privaten Sportanbietern immer noch günstig. Wer in ein Yoga-Studio geht, bezahlt 10€ pro Stunde, bei uns kann man für 25€ so viel Yoga im Monat machen, wie man möchte. Und auch unser Fitnessstudio ist nicht teurer. Unsere Erfahrung ist, dass man nicht ständig die Beiträge erhöhen sollte, sondern wenn man es macht, dann gleich richtig. So vermeidet man, dass man die Diskussion jedes Jahr aufs Neue führt. Wir erhöhen unseren Beitrag meist alle drei bis vier Jahre und dann aber um 5%-10%. 

    Wie kommuniziert ihr das an die Mitglieder? 

    Wir versuchen unsere Kosten gegenüber den Mitgliedern sehr transparent zu kommunizieren. Meist stoßen wir auch auf Verständnis, dass wir nach ein paar Jahren der Preisstabilität, ab und an auch mal die Preise anheben. Andere Vereine verfolgen auch die Strategie, jedes Jahr den Beitrag ein bisschen zu erhöhen und haben dies in der Beitragsordnung festgehalten. Das führt dann aber auch jedes Mal wieder zu Nachfragen. Wir informieren über unser Mitgliedermagazin und unsere Homepage und versuchen immer, dies mit einigen Monaten Vorlauf zu tun. Ehrlich gesagt, gibt es aber auch eine große Zahl von Mitgliedern, die die Erhöhung nur zur Kenntnis nehmen oder die Erhöhung gar nicht wahrnehmen. 

    Du hast eben vor allem die mittelgroßen Vereine thematisiert. Gibt es auch etwas, was du kleineren Vereinen raten würdest? 

    Ich würde kleinen Vereinen empfehlen, sich mit anderen Vereinen zusammenzutun. Wenn sich zum Beispiel drei kleinere Vereine zusammentun, könnten sie sich eine hauptamtliche Stelle leisten und auch sonst Synergieeffekte schaffen. Leider sieht man jedoch noch allzu oft, dass die Vereine sich bereits bei Dingen wie den Vereinsfarben nicht einig werden können und die Gespräche dann im Sande verlaufen. 

    Noch ein anderes Thema: Ihr arbeitet auch verstärkt mit Schulen zusammen. Wie kam es dazu? 

    Im Hamburg hat der Senat 2011 beschlossen, dass alle Grundschulen Ganztagsschulen werden sollen. Die Schulen konnten dann zwischen verschiedenen Modellen wählen und viele haben sich dafür entschieden, offene Ganztagsschulen zu werden, d.h. dass Jugendhilfeträger mit ihnen im Ganztag zusammenarbeiten. Gleichzeitig hat der Senat entschieden, dass Sportvereine sich als Jugendhilfeträger anbieten können und somit als Kooperationspartner für Schulen in Frage kommen. 

    Und ihr habt euch als ein solcher beworben? 

    Genau. Wir hatten damals die Befürchtung, dass die Kinder, wenn sie bis 16 Uhr in der Schule sind, danach nicht mehr in den Verein kommen, weil sie z.B. zu ausgepowert sind. Wir hatten die Sorge, dass wir den Nachwuchs verlieren. Daraufhin haben wir – sowie drei weitere Großsportvereine in Hamburg – uns an den Ganztagsschulen beworben und wurden gleich von vier Schulen ausgewählt. Unser Ansatz ist der der „bewegten Schule“, d.h. wir vertreten die Meinung, dass die Kinder, wenn sie sowieso bis 16 Uhr in der Schule sind, zumindest sich am Nachmittag bewegen sollten.  Das finden sowohl Eltern, Kinder als auch die Lehrkräfte gut. Daher haben wir relativ zügig den Bereich „Ganztagsschulkooperationen“ aufgebaut. 

    War bzw. die Kooperation in euren Augen ein Erfolg? 

    Auf jeden Fall! Als etwas später auch die weiterführenden Schulen zu Ganztagsschulen ausgebaut wurden, wurden wir dort ebenfalls aktiv. Mittlerweile sind wir Partner von 9 Grundschulen und 11 weiterführenden Schulen. Der Bereich der Schul-Kooperationen ist in 10 Jahren so stark gewachsen, wie der gesamte Verein zuvor in 130 Jahren. Für uns ist dieser Bereich nun eine zweite Säule. Die Wichtigkeit hat sich vor allem während Corona gezeigt. Während wir viele Mitglieder verloren haben, haben die Schul-Kooperationen uns eine gewisse Stabilität gegeben. Außerdem kommen Kinder so schon früh mit dem Verein, dem Sportangebot und den Trainer*innen in Berührung, so dass eine Bindung entsteht. 

    Vielen Dank fürs Interview! 

  • Ideenwettbewerb „Engagiert für Klimaschutz“ des BBE

    Das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement hat einen Ideenwettbewerb zum „Engagiert für Klimaschutz“ ins Leben gerufen und auch der DOSB ruft seine Mitgliedsorganisationen und Vereine dazu auf, sich zu beteiligen. 

    Das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement hat einen Ideenwettbewerb zum „Engagiert für Klimaschutz“ ins Leben gerufen und auch der DOSB ruft seine Mitgliedsorganisationen und Vereine dazu auf, sich zu beteiligen. 

    Der Ideenwettbewerb richtet sich dabei an gemeinnützige zivilgesellschaftliche Organisationen und Initiativen mit eingetragener Rechtsform, die in Kooperation mit einem oder mehreren Partnern das Thema Klimaschutz in der Zivilgesellschaft voranbringen möchten. 

    Die erste Ausschreibung des Ideenwettbewerbs läuft seit Monat. Am Ende werden zehn innovative Projekte gefördert, die dazu beitragen, das Thema Klimaschutz voranzubringen und auch andere zu inspirieren. 

    Welche Mittel und

    Je Ausschreibungsrunde werden fünf Klimaschutz-Projekte mit je 1,5-jähriger Laufzeit gefördert. Pro Projekt werden bis zu 50.000 Euro Fördergelder vergeben.

    Die Projektpartner erhalten zudem Unterstützung in Form von Beratung, von Wissenstransfer mit weiteren Partnern und dem Austausch von Expertise und Ideen. 

    Förderzeitraum der ersten Projekt-Kohorte: 1. März 2022 bis 31. August 2023.

    Geförderte Projekt sollen:

    • Klimaschutz in themenfremden Organisationen der Zivilgesellschaft zum Thema machen,
    • Kooperationen zwischen themennahen und themenfremden Organisationen initiieren,
    • Impulse für politische und gesellschaftliche Debatten setzen und
    • anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen als Beispiel dienen und zur Nachahmung anregen.

    Weitere Informationen gibt es hier.

  • Deutsche Stiftung für Engagement & Ehrenamt – Engagementgewinner: Der Preis, der inspiriert

    50 x 10.000 EUR für alle, die erfolgreich für ihr Engagement begeistern – bis zum 10. Oktober bewerben.

    50 x 10.000 EUR für alle, die erfolgreich für ihr Engagement begeistern – bis zum 10. Oktober bewerben

    Es werden gemeinnützige Organisationen gesucht, die mit einfachen Ansätzen Engagierte und Ehrenamtliche insbesondere in ländlichen und/oder strukturschwachen Räumen gewinnen und Lust haben, ihre Tricks und Erfahrungen mit anderen zu teilen.

    Weitere Informationen gibt es hier.

  • Equaletics: Förderung von Mädchen im Sport

    „Es sind noch rund 13.000€ im Fördertopf, um aktiv in die Zukunft von Mädchen und Frauen im Sport zu investieren.“ 

    Am 1. Januar 2021 war es soweit: Der #femalefutureathletes-Fördertopf des gemeinnützigen Vereins Equaletics und Deutschlands größter Sportcrowdfundingplattform fairplaid ging an den Start. Seitdem ist der Fördertopf eine Erfolgsgeschichte. Über 140.000€ flossen in 24 erfolgreiche Projekte. Rund 47.000€ kamen dabei aus dem Fördertopf, den restlichen Betrag steuerten die über 2550 Unterstützer*innen bei. Den vorläufigen Abschluss des Fördertopfs soll nun ein Aktionsmonat im November bilden. 

    „Immer wieder wird das Argument vorgebracht, dass es sich aus wirtschaftlicher Sicht nicht lohnt in Mädchen und Frauen im Sport zu investieren. Doch die letzten Monate haben gezeigt, dass Menschen durchaus bereit sind, in diese zu investieren, wenn sie sehen, dass Vereine eine klare Vision für ihre Mädchen- und Frauenabteilungen haben“, so Lisa Steffny, Vorstandsmitglied von Equaletics. Daher ist es Grundvoraussetzung, um vom Fördertopf zu profitieren, dass das Projekt nicht nur Mädchen und jungen Frauen unter 21 Jahren zu Gute kommt, sondern gleichzeitig auch in nachhaltige Strukturen einzahlt. 

    Ein Berliner Basketball-Verein macht’s vor

    Vorgemacht haben es zum Beispiel die Basket Dragons Marzahn. Durch ihre eingesammelten 12.891 € konnten nicht nur Mädchen Schul-AGs aufgebaut werden, sondern auch zusätzliche Mädchentage initiiert sowie Teams ausgestattet und Trainer*innen gefördert werden. Insgesamt konnten im Rahmen des Fördertopfs 7 Trainer*innen- & 4 Koordinationsstellen geschaffen, 5 Girls-Days durchgeführt, und 1 FSJler*in finanziert werden. Zudem wurde jede Menge Equipment für ein breites Trainings- & Sportangebot angeschafft. 

    Nachdem sich nun auch die 2. Runde des Fördertopfs zum Ende hin neigt, haben fairplaid und Equaletics sich zum Abschluss noch einmal etwas Besonderes überlegt. Antje Blumhagen, die das Projekt von Seiten von fairplaid betreut, zum Aktionsmonat: „Es sind noch rund 13.000€ im Fördertopf und wir wollten den Fördertopf nicht einfach langsam auslaufen lassen, sondern zum Ende ein starkes Zeichen setzen. Daher wollen wir noch einmal so viele Vereine wie möglich inspirieren und motivieren, aktiv in die Zukunft von Mädchen und Frauen im Sport zu investieren.“ 

    Tolle Benefits anlässlich des Aktionsmonats

    Neben dem bekannten Fördermechanismus, dass ab einer Unterstützung von 10 € zusätzlich 20 € aus dem Fördertopf draufgelegt werden, gibt es anlässlich des Aktionsmonats weitere tolle Anreize. Zum einen erhalten die Projekte eine Startfinanzierung von 10 % (max. bis zu 500 €) profitieren. Zum anderen stellen bekannte Unternehmen und Vereine kostenfreie Prämien bereit, die von Unterstützer*innen erworben werden können und deren Erlös direkt auf das entsprechende Projekt eingeht. Dabei gilt jedoch wie beim Fördertopf das Prinzip „First come, first serve“. 

    Anlegen können die Vereine ihre Projekte ab sofort hier bis zum 18.10.2021. Bei Fragen stehen die Projektcoaches von fairplaid jederzeit beratend zur Seite. Zudem wird es am 11.10.2021 eine digitales Online-Seminar geben, bei dem sich Equaletics vorstellt und Inhalte eines erfolgreichen Crowdfundingprojektes erläutert werden.

  • „Hamburg bewegt Kids“: Wie ein Projekt gegen den Bewegungsmangel bei Kindern vorgehen will 

    Das Thema „Kinder und Bewegung“ ist ein sehr komplexes. Man kann nicht einfach sagen: Hier ist ein Verein und die Kinder gehen alle dort hin. Gleichzeitig kann man aber auch nicht sagen, dass ist DER Grund, wieso Kinder keinen Sport treiben. 

    Jana war schon immer sportbegeistert. Bereits früh wusste sie daher, dass sie gerne Sport studieren möchte. Dabei begeisterte sie vor allem der Bereich der Sportsoziologie und die Frage, welchen gesellschaftlichen Wert der Sport hat. Nach verschiedenen Stationen im Sport arbeitet sie zurzeit als Projektkoordinatorin bei „Hamburg bewegt Kids“. Das Ziel der Initiative: Kinder wieder mehr für den Sport zu begeistern. 

    Hallo Jana, du arbeitest für das Projekt „Hamburg bewegt Kids“. Wieso braucht es solch ein Programm? 

    Das Thema „Kinder und Bewegung“ ist ein sehr komplexes. Man kann nicht einfach sagen: Hier ist ein Verein und die Kinder gehen alle dort hin. Gleichzeitig kann man aber auch nicht sagen, dass ist DER Grund, wieso Kinder keinen Sport treiben. 

    Gibt es trotzdem Gründe, die ihr analysiert habt? 

    Es gibt eine ganze Reihe von Faktoren. Ein Grund ist zum Beispiel der generelle gesellschaftliche Wandel. Kinder und Jugendliche treiben heute anders Sport, als es früher der Fall war. Es gibt viel mehr Optionen und man will flexibler Sport treiben. Dieses starre „dann und dann ist Training und am Wochenende noch Wettkämpfe“ fällt vielen immer schwerer, entweder, weil es nicht gewünscht ist oder aber, weil es nicht mit der aktuellen Lebenssituation vereinbar ist. Auch der Ganztag frisst viel Zeit und lässt den Kindern weniger Raum für Sportangebote am Nachmittag / Abend. Wir haben zudem gemerkt, dass es auch im Sport soziale Ungleichheit gibt und dass manche Kinder kaum Berührungspunkte zum Vereinssport haben. Manche Kinder haben z.B. keine Eltern, die früher selbst im Verein aktiv waren. Für sie ist der Zugang zum Verein viel schwieriger. Als Verein oder in unserem Fall Initiative muss man daher aktiv auf die Kinder und Jugendliche zugehen und sie für den Sport begeistern. Es ist nicht so selbstverständlich, wie man oft denkt. 

    Habt ihr denn Einblicke, wie viele Vereine in den Schulen in Hamburg vertreten sind? 

    Das ist relativ schwer zu sagen, weil es hier in Hamburg keine transparenten Zahlen gibt. Wir gehen jedoch davon aus, dass rund 50% der Schulen mit Vereinen zusammenarbeiten. Kein schlechter Wert, jedoch bedeutet er auch, dass immerhin noch die Hälfte der Schulen solche Angebote nicht haben. Außerdem sagt die Zahl nichts darüber aus, wie oft z.B. die Angebote stattfinden, welche Sportangebote es gibt und wie die Qualität ist. 

    Und ihr füllt diese Lücke? 

    Zumindest zum Teil. Der Bedarf ist so groß, dass wir diesen alleine gar nicht decken können. Daher fokussieren wir uns zu Beginn vor allem auf dritte Klassen. Wir glauben, dass man da noch einen großen Hebel hat und relativ viel bewirken kann. Viele haben in dem Alter einfach Lust sich zu bewegen. Außerdem finden wir es wichtig, die Kinder noch vor der Pubertät für den Sport zu begeistern. 

    Was macht euer Konzept sonst noch besonders?

    Eigentlich ist unser Konzept ganz simpel. Unsere Ausgangsannahme ist es, dass Kinder ganz unterschiedlich sind: Sie halten sich an verschiedenen Orten auf, haben verschiedene Interessen und verschiedene soziale Ausgangsbedingungen. Gleichzeitig glauben wir aber auch, dass gerade jüngere Kinder eine intrinsische Motivation haben, sich zu bewegen. Die Frage, die sich uns dann gestellt hat: Wie können wir diese Kinder erreichen? Und da es eine Schulpflicht gibt, war die Antwort für uns schnell klar. Dort begegnen wir flächendeckend allen Kindern. Dort können wir proaktiv Sportangebote anbieten, Kinder für Bewegung und einen aktiven Lebensstil begeistern und langfristig hoffentlich auch an Vereine binden. Uns geht es nicht um Leistung, sondern wir wollen vermitteln, dass Sport Spaß macht. 

    Habt ihr euch denn auf bestimmte Sportarten fokussiert oder bietet ihr ein breites Sportangebot an?

    Der Ansatz ist, dass wir uns polysportiv aufstellen. Der Fokus liegt dabei zudem auf Teamsportarten, weil dort die sozialen Komponenten am stärksten gefördert werden. Die Kinder sollen aber viel ausprobieren können. Wir wollen dabei auch keine Stereotype reproduzieren, sondern Kinder bewusst ermutigen, auch mal andere Sportarten auszuprobieren. 

    Wie seid ihr an die Schulen angedockt? 

    Wir sprechen erstmal individuell mit den Schulen im Hamburg und fragen, wie wir sie am besten unterstützen können. Theoretisch würden wir auch in den Sportunterricht kommen. Am liebsten wäre es uns sowieso, dass es nicht wie bisher zwei Sportstunden, sondern drei, vier verpflichtend gibt. Aber der Sportunterricht ist natürlich vor allem den Lehrer*innen vorbehalten, weswegen wir eher im Ganztag aktiv sind. 

    Und wie ist bisher die Resonanz der Schulen auf euer Angebot? 

    Bisher sehr gut. Zu Beginn haben wir uns auf einen Stadtteil fokussiert und sind dort mit Schulen im Gespräch, die Interesse an dem Programm signalisiert haben. Wir hätten ehrlich gesagt mit größeren bürokratischen Hürden gerechnet, aber die Schulen waren dort sehr aufgeschlossen. Wir sind daher sehr optimistisch, dass das Angebot auch zukünftig gut angenommen wird. Unser großer Vorteil ist zudem, dass wir die Angebote kostenfrei anbieten können. 

    Wenn eure Angebote kostenfrei sind, wie finanziert ihr euch dann? 

    Wir haben einen Investor aus Hamburg, der die Startphase mit allem drum und dran finanziert. Es war sein eigener Wunsch, dass Problem des Bewegungsmangels anzugehen und er war es, der die Initiative angeschoben hat. Mittelfristig möchten wir jedoch möglichst unabhängig zu sein. Wir möchten uns zunächst von öffentlichen Geldern oder Stiftungen unabhängig machen. Langfristig freuen wir uns natürlich, wenn der Mehrwert unserer Initiative auch für diese Akteur*innen ersichtlich wird und wir finanziellen Support erhalten. Aktuell sind wir auf der Suche nach Sponsor*innen, die bereit sind, für das Projekt zu spenden. Klar, besteht da auch eine gewisse Abhängigkeit, aber trotzdem sind wir so freier als wenn wir z.B. direkt von der Stadt finanziert werden und an ihre Auflagen gebunden sind. Langfristig wäre jedoch eine Mischfinanzierung aus privaten Geldern, Förderung der Stadt und vlt. sogar von Krankenkassen erstrebenswert. 

    Das klingt alles sehr ambitioniert. Wie ist euer Team aufgestellt?  

    Wir sind gerade dabei, eine gGmbh zu gründen. Der Investor wird dort auch gleichzeitig der Gesellschafter sein und zudem gilt es jetzt noch die Position der Geschäftsführung zu besetzen. Dann gibt es noch meine Kollegin, die sich um die administrativen und finanziellen Belange kümmert und mich mit Verantwortung für die sportlich-inhaltlichen Aspekte und für die operative Umsetzung der Idee. Zudem haben wir im Moment noch externe Teams, die das Projekt mit anschieben. Bernhard Peters und sein Team von BPTC Sports haben von Beginn an das sportlich-inhaltliche Konzept der Initiative erarbeitet. Auch im weiteren Projektverlauf werden wir weiterhin eng zusammenarbeiten. 

    In der ersten Runde wollen wir außerdem acht Kids-Coaches ausbilden, die dann in die Schulen gehen. Außerdem sind wir noch auf der Suche nach einer Projektassistenz und wollen zudem Distrikt-Manager*innen einstellen, die die Organisation und Verwaltung übernehmen. Die ganzen Rollen und Aufgaben müssen sich jedoch noch finden. Unser Ziel ist es, 70 Kids-Coaches auszubilden. 

    Und alle Stellen sind bezahlt?

    Ja, auf jeden Fall! Das ist uns sehr wichtig. 

    Wer ist eure Zielgruppen für die Kids-Coaches? 

    Theoretisch kann jede*r Kids-Coach werden. Zwar sind Sportstudierende erstmal naheliegend, aber im Prinzip kann jede Person, die die nötigen Fähigkeiten mitbringt und z.B. Spaß an der Wissensvermittlung und der Arbeit mit Kindern mitbringt, auch Kids-Coach werden. Die Person sollte eine kommunikativ-soziale Ader haben und vor allem verlässlich sein. Wir wollen den Schulen nicht zusätzliche Arbeit machen. Wir haben außerdem überlegt, Trainer*innen aus Vereinen anzusprechen, damit Vereine dadurch direkt einen Kontakt zu den Schulen haben und die Personen sich zudem was dazu verdienen können. Wir wollen so Synergieeffekte schaffen. 

    Du hast gerade die Synergieeffekte angesprochen. Wie plant ihr die Zusammenarbeit mit Vereinen im Hamburg, damit diese euch nicht als Konkurrenz wahrnehmen?

    Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Uns ist es wichtig, dass wir ein additives Angebot sind und den Vereinen nicht die Kinder wegnehmen wollen. Der Plan ist es, dass die Distrikt-Manager*innen gut mit den Vereinen vernetzt sind und Kinder bei Interesse an die Vereine vermittelt werden können. Wir können auch gar nicht jede Altersstufe begleiten, sondern wollen vor allem das Interesse wecken. Wir wollen zeigen, wie Sportangebote in der Schule aussehen können und Schulen und Lehrkräfte inspirieren. Wir setzen also vor allem Impulse, die später hoffentlich von anderen fortgeführt werden. 

    Können sich Vereine auch proaktiv bei euch melden? 

    Auf jeden Fall! Wir sind immer am Austausch interessiert. Vereine können sich daher also gerne an uns wenden, um uns z.B. ihre Trainingszeiten und -kapazitäten mitzuteilen oder um Trainer*innen weiterzuvermitteln, die an einer Mitarbeit als Kids-Coach interessiert sind. Zudem freuen wir uns natürlich über Feedback zum Projekt und wollen die Vereine gerne kennenlernen. 

    Vielen Dank fürs Interview und viel Erfolg bei der Umsetzung eures Projekts!

  • Safe Sport: Wieso eine hauptamtliche Stelle deinen Verein zu einem sichereren Ort werden lassen kann

    Ressourcenmangel an allen Ecken und Enden: 23% der Vereine engagieren sich nicht im Kinderschutz. So kannst du Kinderschutz in deinem Verein etablieren.

    *Triggerwarnung: Dieser Bericht enthält Inhalte zum Thema sexualisierte Gewalt*

    Wir alle kennen die Frage: Wieso möchten Sie den Job gerne haben? Die ehrliche Antwort wäre meist: Wegen des Geldes. Oder: Weil es die am wenigsten schrecklich klingendste Option war. Bei Klubtalent und mir war dies ein wenig anders, denn ich wurde gefragt, ob ich am Aufbau des Unternehmens mitwirken möchte. Geld verdienen war natürlich kein zu vernachlässigendes Argument. Auch viele andere Gründe, die wir immer wieder in unseren Webinaren oder auf der Homepage nennen, haben einen Beitrag dazu geleistet, mich zu überzeugen. Aber vor allem habe ich in Klubtalent die Chance gesehen, ein Thema, welches mir sehr wichtig ist, voranzutreiben: Die Prävention sexualisierter Gewalt im Verein und die Schaffung eines „Safe Sport“.

    Was versteht man überhaupt über sexualisierte Gewalt? 

    Hört man den Begriff sexualisierte Gewalt, hat jeder Mensch vermutlich erst einmal verschiedene Assoziationen. Verständlich, denn jeder Mensch setzt seine Grenzen anders und blickt auf andere Erfahrungen zurück. Daher ist eine allgemeingültige Definition nur schwer vorzunehmen. Vereinfacht gesagt ist der Begriff “sexualisierte Gewalt” ein Oberbegriff für eine Machtausübung mit dem Mittel der Sexualität. 

    Eine genauere Abstufung nimmt die Studie “Safe Sport” der Deutschen Sporthochschule in Köln vor, die in drei Kategorien unterteilt: Sexualisierte Gewalt ohne Körperkontakt, sexuelle Grenzverletzungen und sexualisierte Gewalt mit Körperkontakt. 

    Unter sexualisierter Gewalt ohne Körperkontakt sind folgende Ereignisse zusammengefasst: sexistische Witze; nachpfeifen oder in sexuell anzüglicher Weise nachrufen; sexuell anzügliche Bemerkungen; sexuell anzügliche Blicke; Mitteilungen mit sexuellem Inhalt; Bildnachrichten von betroffener Person in sexueller Position.

    Unter sexuelle Grenzverletzungen fallen folgende Ereignisse: unangemessen nahekommen; unangemessene Berührungen allgemein; unangemessene Berührungen im Training; unangemessene Massagen; betroffene Person auffordern, mit ihr alleine zu sein; betroffene Person auffordern, sich vor anderen auszuziehen; sich vor betroffener Person exhibitionieren.

    Sexualisierte Gewalt mit Körperkontakt meint folgende Ereignisse: unerwünschte Küsse, sexuelle Berührungen, versuchter Sex sowie Sex mit Penetration, jeweils gegen den eigenen Willen. (Safe Sport, 2017, S. 9)

    Jeder Fall ist einer zu viel 

    Rund 33%. So hoch ist der Anteil von Kaderathlet*innen, die bereits einmal in ihrem Leben sexualisierte Gewalt im Sport erlebt haben. Das ergab die oben genannte Studie. Die Dunkelziffer – auch im Amateursport – ist nicht zu bemessen. Aber eins ist sicher: Die Zahl ist viel zu hoch. In letzter Zeit tauchte das Thema auch immer mal wieder in den Medien auf, vor allem, weil schockierende Fälle ans Licht kamen. Zwar passiert sexualisierte Gewalt im Sport nicht öfters als in anderen Bereichen des Lebens, doch es gibt einige Faktoren, die es Täter*innen im Sport teilweise einfacher machen: Macht- und Vertrauensverhältnisse, Infrastruktur, Dusch- und Kabinensituationen, um nur ein paar zu nennen. 

    Neben den erschreckenden Ergebnissen zeigte die Studie jedoch auch: Durch eine Kultur des Hinsehens im Verein sinkt die Wahrscheinlichkeit rapide, dass es in einem Verein zu solchen Fällen kommt. Doch diese herrscht bis heute in den wenigsten Sportvereinen. 

    Ressourcenmangel an allen Ecken und Enden: 23% der Vereine engagieren sich nicht im Kinderschutz

    Die Gründe? Neben der (unbegründeten) Angst, dass ein Engagement in diesem Bereich gleichbedeutend mit einem Schuldeingeständnis ist, legen viele Vereine ihre Prioritäten schlicht und ergreifend anders. Um als Verein ein gut ausgearbeitetes Präventions- und Interventionskonzept aufweisen zu können, braucht es Zeit, Geld und personelle Ressourcen. Dinge, die in Vereinen oft rar sind und die zumeist für die Organisation und Aufrechterhaltung des Trainings- und Spielbetriebs verwendet werden. Frei nach dem Motto: Augen zu und es wird schon nichts passieren. Dies zeigen auch die Erkenntnisse des Sportentwicklungsberichts. Hier gaben 23% der befragten Vereine an, sich nicht im Bereich Kinder- und Jugendschutz zu engagieren. 

    Besonders der Personalmangel stellt hier ein großes Problem da. Bereits seit Jahren haben Vereine immer öfters das Problem, ehrenamtliche Helfer*innen zu finden. Zum einen bindet die Personalsuche zeitliche Ressourcen, zum anderen verleitet es die Vereine, so gut wie jede Person, die sich engagieren möchte, auch in den Verein aufzunehmen, ohne vorherige genauere Prüfung. Stattdessen oft eine der ersten Fragen: Wann kannst du anfangen? 

    Daher ist ein wichtiger Schritt im Bereich der Prävention sexualisierter Gewalt, dem Personalmangel entgegenzuwirken, so zum Beispiel durch die Schaffung einer hauptamtliche Stelle. So werden nicht nur neue Ressourcen geschaffen, sondern auch feste Zuständigkeiten festgelegt. Eine hauptamtliche Stelle im Verein wird Fälle sexualisierter Gewalt zwar nicht im Alleingang verhindern können, doch sie kann die Weichen stellen, um die oben genannte Kultur des Hinsehens zu schaffen. Weiterer positiver Nebeneffekt: Durch ein bestehendes Konzept können Ehrenamtlichen auch Ängste genommen werden, z.B. sich falsch zu verhalten und sie wissen, an wen sie sich bei Fragen und Sorgen hinwenden können. 

    Eine Kultur des Hinsehens schaffen

    Dabei gibt es einige Möglichkeit, wie dies gelingen kann. Hier einige Beispiele: 

    • Die hauptamtliche Kraft nimmt sich dem Thema selbst an oder schafft Kapazitäten, damit eine ehrenamtliche Kraft sich darauf konzentrieren kann 
    • Ansprechpersonen werden benannt 
    • das Thema sexualisierte Gewalt wird überhaupt auf die Agenda gebracht
    • es wird an Schulungen teilgenommen 
    • Mitglieder werden sensibilisiert, z.B. durch Infoveranstaltungen und Aufbereiten der Homepage
    • es wird eine (externe) Risikoanalyse durchgeführt
    • es wird sichergestellt, dass die Ehrenamtlichen (und Hauptamtlichen) Ehrenkodexe unterschreiben und Führungszeugnisse einreichen
    • es werden Gelder akquiriert, z.B. durch eine Crowdfunding-Kampagne, um weitere Maßnahmen zu finanzieren
    • ….

    Fazit

    Einen Verein sicherer für seine Mitglieder zu machen ist eine ressourcenintensive Angelegenheit. Doch das Thema ist so wichtig, dass Vereine hier eigentlich nicht gezwungen sein sollten, Kompromisse machen zu müssen. Eine hauptamtliche Stelle kann daher der Schlüssel dafür sein, die Balance zwischen dem sportlichen Tagesgeschäft und der Verantwortung eines Vereins gegenüber seinen Mitgliedern zu halten. Zudem wollen auch wir von Klubtalent einen Beitrag dazu leisten, in dem wir in unserem Hauptamt-ready Programm konkret für das Thema sensibilisieren. 

    Weitere hilfreiche Informationen zum Thema Prävention sexualisierter Gewalt lassen sich u.a. hier finden.

    Du möchtest Kinder- und Jugendschutz Maßnahmen im Sport unterstützen, weißt aber nicht wie? Dann schau dir mal die Initiative „We for Safe Sports“ an.  

  • Hauptamt-ready Zwischenfazit: ACT Kassel

    „Für uns ist die Besetzung durch einen hauptamtlichen Vereinsmanager nicht das Ende.“

    Seit März diesen Jahres nimmt der ACT Kassel am Hauptamt-ready Programm von Klubtalent teil und merkt bereits jetzt, die ersten positiven Veränderungen im Verein. Zeit, ein Zwischenfazit zu ziehen!

    Hallo Cedric, was habt ihr bisher durch das Programm gelernt? Was war euer persönlicher „Aha!“-Moment während des Programms?

    Das Programm hat der ganzen Organisation mehr Struktur verliehen. Der Teamaufbau wird nun stetig voran getrieben und entlastet uns in der Vorstandsarbeit nicht nur zeitlich. Mehr ehrenamtlich Engagierte motivieren einen auch unglaublich. Das Bewusstsein für eine Start-Up Mentalität im Vereinswesen wurde geschärft. Es ist uns bewusst geworden, dass eine nachhaltige Vereinsarbeit viele Vereine in der Zukunft vor eine große Herausforderung stellen wird. 

    Der größte AHA Moment war dabei: Quasi alles ist von einzelnen Persönlichkeiten abhängig. Würden wir als aktuelle Führungspersonen plötzlich aus dem Verein ausscheiden, ist der Verein nicht nachhaltig aufgestellt und könnte nicht in der Form weitergeführt werden. So stellt eine marktgerechte Bezahlung der Akteure im Verein die Zukunft auf sichere Beine und die Attraktivität für Vereinsarbeit wird erhöht. 

    Wo sind Hürden, die ihr noch überwinden müsst? 

    Wir müssen lernen, noch mehr Aufgaben abzugeben und uns hauptsächlich der strategischen Ausrichtung im Verein zu widmen. Wir hängen noch zu sehr in zahlreichen operativen Aufgabenbereichen mit drin, die uns viel Zeit und Energie rauben. Zudem müssen wir lernen, noch mehr mit unseren Mitgliedern zu kommunizieren. Der ständige Austausch mit ihnen über das Jahr hinweg und das Schaffen von Transparenz sollen in den nächsten Monaten in den Alltag übernommen werden. 

    Was sind die nächsten Schritte und welche Ziele habt ihr euch gesetzt?

    Nach dem Aufbau zahlreicher neuer Strukturen im Verein und der Schaffung neuer Aufgabenfelder, gilt es, diese auch in gewisse Routineabläufe zu überführen. Gerade erledigen wir noch sehr viel auf einmal und manchmal etwas unkoordiniert. Hier haben wir uns als Ziel gesetzt, ab Herbst feste Routineabläufe zu schaffen, welche den Arbeitsalltag strukturieren und die Arbeit übersichtlicher machen. Das größte Ziel bleibt jedoch der Wachstum! Für uns ist die Besetzung durch einen hauptamtlichen Vereinsmanager nicht das Ende. Neben weiterer Stellen in der Verwaltung und Vereinsführung, wollen wir uns auch im Nachwuchsbereich durch die Schaffung hauptamtlicher Minitrainerstellen weiterentwickeln und die Nachwuchsarbeit auf ein noch professionelleres Level heben. 

  • TSV Seeg-Hopferau-Eisenberg: „Wie wir meinen Traumjob dort geschaffen haben“

    Vor fast neun Jahren nahm Tobi all seinen Mut zusammen und schuf sich zusammen mit der Vorstandschaft seines Heimatvereins seine Wunschstelle.

    Ausbildung zum Mechatroniker, FSJ im Verein, Politik-, Lehramt und Deutsch als Zweitsprache-Studium, Tätigkeit als Lehrer: Es dauerte eine Weile, bis Tobias Scherbaum seinen Traumjob fand. Doch vor fast neun Jahren nahm er all seinen Mut zusammen und schuf sich zusammen mit der Vorstandschaft seines Heimatvereins seine Wunschstelle selbst – als hauptamtlicher Mitarbeiter beim TSV Seeg-Hopferau-Eisenberg. 

    Hallo Tobi, deine „Karriere“ war bisher alles andere als geradlinig. Wie kam‘s dazu? 

    Nach der Mittleren Reife, absolvierte ich erstmal eine Ausbildung zum Mechatroniker, jedoch war mir schnell klar, dass ich in einem technischen Beruf völlig falsch aufgehoben war. Deshalb orientierte ich mich noch einmal neu und absolvierte ein Freiwilliges Soziales Jahr in meinem Heimatverein, dem TSV Seeg-Hopferau-Eisenberg, wo ich mich sehr wohlgefühlt habe. Zudem hatte ich das erste Mal in meinem Leben den Eindruck, etwas Sinnvolles zu tun. 

    Wieso kamst du dann trotzdem erst wieder über Umwegen zum Verein?

    Gute Frage. Zum einen fehlte mir damals vermutlich der Mut und die Reife, um nach Möglichkeiten einer Weiterbeschäftigung zu suchen. Zum anderen kam ein Job im Breitensportverein aber auch nicht so richtig für mich in Frage, weil ich solche Stellen gar nicht kannte. Wenn, dann hätte ich eher in Richtung Sportmanagement tendiert. Da hätte man jedoch vermutlich vor allem im Büro gesessen. Die andere Alternative wäre in Richtung Trainer im Leistungssport gewesen, aber Leistung war mir nie das Wichtigste und als Fußballer war ich selbst sicherlich auch zu schwach für eine solche Aufgabe. Ich fand leistungsunabhängig den Umgang mit allen Kindern im Rahmen eines Breitensportvereins am spannendsten für mich. Ich habe aber einfach noch sieben, acht Jahre gebraucht, um mich als Mensch weiterzuentwickeln und mir darüber bewusst zu werden, was ich in meinem Leben am liebsten machen möchte. 

    Wieso hast du dann doch den Schritt gewagt? 

    Ich wollte mit Menschen arbeiten, vor allem mit Menschen, die aus eigener Motivation heraus etwas machen. Dieses Gefühl hatte ich in der Schule oft nicht, außer bei meiner Tätigkeit als Lehrer für Deutsch als Zweit- und Fremdsprache. Ich erinnerte mich daran, dass ich ein ähnliches Gefühl damals bei meinem FSJ hatte und wagte einen Anlauf, die Verantwortlichen meines Vereins zu fragen, ob es eine Möglichkeit gibt, mir eine Teil- oder Vollzeitstelle zu schaffen und dann haben wir durchgerechnet, wie es eventuell funktionieren kann.

    Wie hat der Vorstand auf deinen Vorschlag reagiert? 

    In der Vorstandschaft unseres Vereins bestand schnell Interesse, zumal ich dort ja auch mein FSJ absolviert hatte. Trotzdem musste erstmal alles soweit durchgerechnet werden, um zu große finanzielle Lücken und Risiken auszuschließen. Wir haben uns dann aber auf ein gemeinsames Vorgehen geeinigt und seitdem läuft es – zumindest aus meiner Sicht – nicht schlecht! 

    Was brauchte es denn, damit der TSV Seeg-Hopferau-Eisenberg diesen Schritt wagte?

    Es brauchte viel Mut und Rückgrat, eine vernünftige Kalkulation, aber auch eine gewisse Frustrationstoleranz und ein „dickes Fell“. 

    Und was sind deine Aufgaben dort? 

    In vielerlei Hinsicht ist meine Arbeit nicht so weit entfernt von der eines Lehrers, Erziehers, Schul- oder Kindergartenleiters. Ich kümmere mich viel um die Organisation und Durchführung des Trainings- und Spielbetriebs, betreue viele Mannschaften im Verein, organisiere verschiedenste Veranstaltungen (Turniere, Fußballcamps, Elternabende, Ausflüge etc.), plane die Sitzungen unserer Abteilungsleitung oder Spartenversammlungen und auch bei der Trainersuche bin ich aktiv beteiligt und spreche konkret Personen an, die dann ehrenamtlich tätig werden. Ich würde sagen, ich sitze ungefähr 30% am Schreibtisch und verbringe 70% auf dem Platz. 

    Wie würdest du deine Zusammenarbeit mit den Ehrenamtlichen beschreiben? 

    Als gut. Ich bin vor allem für die Übungsleiter Ansprechpartner und entlaste sie, soweit sie das möchten. Trotz Hauptamt geht es nur als Team. Als Einzelkämpfer, der alle Aufgaben und Probleme allein bewältigen muss, wäre man auch schnell ausgebrannt. Ich habe das Gefühl, dass meine Arbeit wertgeschätzt und als sinnvoll angesehen wird. Man muss jedoch als Hauptamtlicher auch in der Lage sein, sich zurückzunehmen und nicht alles an sich reißen zu wollen. Gleichzeitig sind klare Aufgabenprofile wichtig, damit man nicht der „Vereinstrottel“ wird. An der Entscheidungsfindung hat sich bei uns nichts geändert, denn Entscheidungen werden nach wie vor nach einem Mehrheitsprinzip getroffen. 

    Oft besteht die Sorge, dass eine hauptamtliche Stelle einen Verein finanziell belastet. Wie ist dort eure Erfahrung? 

    Trotz- oder vielleicht auch wegen der Vollzeitstelle- hat der TSV Seeg-Hopferau-Eisenberg, seitdem ich da bin, immer eine gesunde Jahresbilanz. Wir haben unsere Mitgliedsbeiträge auch nur leicht erhöht. Zudem investiere ich viel Zeit in die Organisation von Veranstaltungen, die einen wichtigen Teil unserer Einnahmen darstellen. Hinzukommen Sponsoring und Einnahmen aus dem Vereinsheim. Und ehrlicherweise muss man sagen, dass mein Gehalt überschaubar ist. Ich habe aber immer die Möglichkeit, mir freiberuflich in der Schule etwas dazuzuverdienen und unterrichte momentan auch recht viel. Nur mit dem Fußball-Gehalt wird es knapp.

    Das Thema „Mitgliedsbeiträge“ wird sehr kontrovers diskutiert. 

    Hier muss sich etwas im Bewusstsein ändern. Niedrige Mitgliedsbeiträge sind kein Qualitätsmerkmal, sondern ein Hindernis bei der Gestaltung und Sicherung der eigenen Vereinszukunft. Man darf dabei auch nie vergessen, dass Vereine Immenses leisten und bei Fußballvereinen die Kicker zwei bis dreimal die Woche betreut werden. Bei anderen Hobbies wie Ballett, Fitnessstudio oder dem Erlernen eines Musikinstruments werden höhere Beiträge ohne Murren bezahlt. Ich glaube, bei einer guten Informationspolitik und Begründung wäre dies auch im Fußball möglich und dass sich viele Mitglieder dies auch leisten können. Mit einem Jahresbeitrag von 85 Euro für Kinder/Jugend und 120 Euro für Erwachsene ist der TSV Seeg-Hopferau-Eisenberg immer noch sehr günstig. Um unsere Arbeit deutlich zu erleichtern, wäre ein höherer Beitrag aber sicher wünschenswert.

    Welchen Ratschlag würdest du Vereinen mit auf den Weg geben, die es sich ebenfalls vorstellen können, eine hauptamtliche Stelle zu schaffen?

    Zuerst würde ich eine Bedarfsanalyse machen, in welchem Bereich und in welchen Umfang eine Stelle am besten ist. Danach sollte sich überlegt werden, welche Attribute die Person mitbringen sollte bzw. wie ihr Stellenprofil aussehen soll. Je nach Stelle und Charakteristika des Vereins kann dies variieren. Außerdem sollte man eine grobe Finanzkalkulation vornehmen. Wie ist der Status Quo und an welchen Stellschrauben kann der Verein ggf. drehen, um die Stelle finanzieren zu können? Es ist zudem wichtig, sich auf kritische Stimmen vorzubereiten und Argumente dagegen zu sammeln. Von Kritikern sollte man sich nicht entmutigen lassen. Hilfreich ist es auch, die Mitglieder von vorneherein mit einzubinden und abzutasten, was sie davon halten bzw. später aktiv um ihre Zustimmung zu werben. 

    Findest du, dass es manchmal auch hilfreich sein kann, wenn externe Unternehmen und Organisationen auf den Verein schauen und Optionen aufzeigen? 

    Auf jeden Fall. Ich glaube, manchmal ist es gut, wenn die Mitglieder nicht das Gefühl haben, das ist jetzt eine Entscheidung „von oben“, sondern hier werden einfach neue Ideen von außen vorgestellt. Das kann auch eine Entlastung für den Vorstand sein. 

    In deinem Buch „Der zufriedene Kindertrainer“ schreibst du, dass deine Freundin zwar viel auf dich verzichten muss, sie dafür aber einen gut gelaunten, zufriedenen und psychisch gesunden Tobi hat. Wie kommt es dazu?  

    Ich empfinde wenige meiner täglichen Aufgaben tatsächlich als Arbeit. Selbst wenn ich aus irgendeinem Grund finanziell ausgesorgt hätte, würde ich meinen derzeitigen Arbeitstag trotzdem so weiterbehalten. Für mich passt es einfach. 

    Seine Erfahrungen mit einer Vollzeitstelle im Breitenfußball hat Tobias Scherbaum während der Corona-Zeit in einem kleinen Buch zusammengefasst. Von den täglichen Aufgaben und Herausforderungen bis hin zu den Finanzierungsmöglichkeiten einer solchen Stelle wird im Buch alles ausführlich geschildert.

    Zum Buch geht es bei Interesse hier.

  • Dragons: Selbstbewusstsein als Gamechanger

    „Die Schulen haben verstanden, dass es uns nicht nur um neue Mitglieder, sondern unseren gemeinsamen Kiez geht. Dieses neue Rollenverständnis war ein Gamechanger für uns.“

    Gründungsmitglied, FSJ’ler, Trainer und Vorstandsmitglied: Es gibt keine Tätigkeit bei den Dragons Marzahn, die Florian Lau noch nicht ausgeübt hat. Heute setzt sich der Lehrer – auch im Auftrag des Berliner Senats – dafür ein, dass Sport stärker in den Schulen und Kitas implementiert wird und die Kinder sich dadurch mehr bewegen. Im Interview mit Klubtalent erzählt er, warum Kooperationen für Vereine so wichtig sind, warum diese ruhig selbstbewusst auftreten sollten und eine große Portion Mut unabdingbar ist. 

    Hallo Florian. Wieso sind Kooperation zwischen Schulen bzw. Kitas und Vereine in deinen Augen so wichtig? 

    Florian: Ich glaube, am Offensichtlichsten wird das in sozialen Brennpunkten. Vereinsmitgliedschaften sind für uns oft etwas Selbstverständliches, aber wenn wir ehrlich sind: Bevor man Mitglied wird, muss schon eine ganze Menge passieren. Man muss auf den Verein aufmerksam werden, einen Aufnahmeantrag bekommen, diesen ggf. von den Eltern unterschreiben lassen, jemand muss den Mitgliedsbeitrag bezahlen können, usw. Es gibt sehr viele Szenarien, die verhindern können, dass Kinder schlussendlich im Verein landen. Deswegen ist es wichtig, dahin zu gehen, wo die Kinder sind. Und in Schule und teilweise in der Kita sind sie verpflichtend. Wir wollen den Grundstein legen, dass sie eine gewisse Regelmäßigkeit spüren und das Denkmuster aufbauen: Hey, heute habe ich sowas wie Training. Dabei ist es förderlich, wenn jemand außerhalb des Schulumfelds das übernimmt, da dieser nochmal neue Impulse setzen kann. Uns als Verein ist es wichtig, dass wir im sozialen Brennpunkt die Übergänge mitgestalten. Wir wollen eine vertraute Konstante im Leben der Kinder sein. Somit nehmen wir den Kindern die „Angst“ vor den Vereinen, weil ihnen schon einige Personen und Abläufe bekannt sind. 

    Auch die Dragons sind als ein solcher Kooperationsverein aktiv. Statt aufs Ehrenamt setzt ihr dabei auf hauptamtliche Trainer*innen und habt zudem einen bezahlten Kiezkoordinator. Wieso habt ihr diesen Ansatz gewählt? 

    Florian: Tatsächlich haben wir es anfangs auch mit Ehrenamtlichen und Freiwilligendienstleistenden versucht. Doch damit stießen wir schnell an unsere Grenzen: die ehrenamtlichen Trainer*innen müssen bis nachmittags arbeiten oder studieren und können daher nicht in den Kitas und Schulen wirken. Die Freiwilligendienstleistenden verfügen zwar über mehr Zeit, aber können von den zahlreichen pädagogischen Herausforderungen mit jungen Teams in Schule und Verein schnell überfordert sein. Oft stellt auch das hohe Maß an Verantwortung und Selbstorganisation eine Herausforderung für junge Abiturient*innen dar. Daher mussten wir den Schulen mitteilen, dass wir so nicht weitermachen können, aber bereit sind, neue Wege zu gehen. 

    Was habt ihr dann gemacht? 

    Florian: Wir haben zuerst die Schulleiter*innen zum Gespräch geladen und gefragt, was in ihren Augen die Bedingungen sind, damit eine Kooperation gelingt und klar gemacht, was wir uns als Verein vorstellen. Zuvor haben wir Kontakt zu Alba Berlin aufgenommen, die mit „Alba macht Schule“ bereits ein ähnliches Programm aufgebaut haben. Dadurch wussten wir, dass Schulen die Möglichkeit haben, Trainer*innen zu bezahlen, wenn es Teil des Ganztagsprogramms ist. Entsprechend selbstbewusst sind wir dann an die Schulen herangetreten und einige sind auch direkt darauf eingegangen, sodass wir dann auch zwei Personen auf 450 Euro Basis einstellen konnten. Das waren dann Lehramtsstudierende, die bereits mehr Erfahrung mit Kindern und einem Trainer*innen-Amt aufweisen konnten. Andere Schulen hingegen haben klipp und klar gesagt, dass sie niemanden einstellen können oder möchten. Hier sind wir dann erstmal einen Schritt zurückgegangen und haben die Zusammenarbeit eingestellt. 

    Haben diese Schulen nochmal ihre Meinung geändert? 

    Florian: Ja, haben sie in der Tat. Die Schulleiter*innen tauschen sich untereinander aus. Nachdem sich dann herumgesprochen hat, dass unser Konzept gut funktioniert, sind dann auch viele andere Schulen nachgezogen. Ihnen wurde dadurch bewusst, dass es eine Rechtssicherheit gibt, unsere Trainer*innen anzustellen und dass der Stundenlohn gerechtfertigt ist, so dass ihnen Ängste genommen werden konnten. 

    Gab es weitere Gründe, dass ihr die Schulen von den Dragons überzeugen konntet? 

    Florian: Für uns war es auch ein Lernprozess, in dem wir auch unsere Rolle an den Schulen überdenken mussten. Wir wollten zu echten Bildungspartnern auf Augenhöhe werden. Es klingt banal, aber Sport ist elementarer Bestandteil von Bildung. Mit der Zeit haben wir dann auch das entsprechende Verwaltungsvokabular erlernt und alle wichtige Informationen zur Bezahlung von Schulpersonal parat gehabt. So wussten wir zum Beispiel, dass Schulen über eigene Personalmittel verfügen und in Abhängigkeit vom Ganztag und den Sozialdaten auf weitere Mittel zurückgreifen können. Das hat die Schulen beeindruckt und viele empfanden unsere „Tipps“ als sehr hilfreich. Wir haben die gleiche Sprache gesprochen. Zudem konnten wir ihnen Schulen nennen, an denen solche Modelle bereits erfolgreich praktiziert werden und die sie auf dem kurzen Dienstweg befragen konnten. Die Schulen haben verstanden, dass es uns nicht nur um neue Mitglieder, sondern unseren gemeinsamen Kiez geht. Dieses neue Rollenverständnis war ein Gamechanger für uns. 

    Ein wichtiger Punkt ist sicherlich auch Mut, oder? 

    Florian: Würde ich definitiv so sagen. Unser gesamter Vorstand war bereit, diesen Schritt zu gehen und sich dafür einzusetzen. Es war auch die Bereitschaft da, finanziell in Vorlage zu gehen oder quer zu finanzieren, weil wir von unserem Ansatz überzeugt waren. Zum Glück hatten wir damit bisher immer Erfolg, deswegen sind wir auch mutig geblieben. 

    Warum mangelt es oft an diesem „Mut“ in Vereinen? 

    Florian: Man geht oft mit einer gewissen Rollenerwartung in Gespräche und Verhandlungen. Hier habe ich das Gefühl, dass Vereine sich oft selbst zu klein machen und fast schon betteln. Dabei sehen sie gar nicht, dass sie einen enorm wichtigen Beitrag zur Gesellschaft leisten. Vereine machen super viel. Warum damit nicht auch entsprechend selbstbewusst umgehen und sich auch mal fragen: Warum nicht den Verein professionalisieren? Solange das nicht der Fall ist, werden u.a. Schulen immer weiter dankbar das Ehrenamt annehmen. Er herrscht noch zu stark die Meinung, dass Sport nichts kosten darf, dabei ist es nicht selbstverständlich, was ehrenamtlich jeden Tag aufs Neue geleistet wird. 

    Wie sollten Vereine stattdessen auftreten? 

    Florian: Sie sollten ruhig selbstbewusst auftreten und sagen: Das und das können wir leisten, das sind die Vorteile dadurch und das sind unsere Bedingungen. Nur so wird wirklich klar, dass das Ehrenamt viel, aber eben nicht alles stemmen kann. Bestes Beispiel ist Jannes Job als Kiezkoordinator.

    Wie meinst du das? 

    Florian: Ich habe vorher Jannes Job ehrenamtlich gemacht, aber seitdem er es macht, ist es ein ganz anderes Level. Er ist immer da und ansprechbar. Er kann morgens die Schulen anrufen oder dort vorbeifahren. Eben dann, wenn die Schulen auch besetzt sind. Er kann sich vernetzen, Querverbindungen herstellen, soziale Träger mit ins Boot holen und die Wirtschaft involvieren. Viele Unternehmen wollen sich engagieren, aber wissen nicht wie. Wenn dann Macher*innen sagen: Wir übernehmen das und ihr könnt so und so helfen, sind viele sofort dabei. Jannes wird als professioneller Kiezkoordinator sehr geschätzt. Dabei ist er auch eine Schnittstelle zwischen den Schulen und fördert den Austausch zwischen ihnen. Z.B. kann er Inputs einbringen, wie andere Schule mit den gleichen Problemen umgehen. 

    Durch seine offizielle Jobbezeichnung hat er vermutlich auch nochmal ein anderes Standing oder? 

    Florian: Genau. Er wird dadurch auf jeden Fall anders wahrgenommen. 

    Was würdest du dir denn von anderen Vereinen wünschen? 

    Florian: Viele Vereine fokussieren sich sehr stark auf die Kinder „im goldenen Lernalter“ und vernachlässigen die jüngeren Kinder. Wenn allerdings jeder Verein jemanden hätte, der pro Woche zwei, drei Schulen und Kitas besuchen würde, vor allem auch in den sozialen schwächeren Gegenden, würde das einen enormen Unterschied machen. Gesamtgesellschaftlich wäre das unbezahlbar. Positiver Nebeneffekt: Langfristig würde sich das auch positiv auf die Leistungsspitze auswirken. Wenn mehr Vereine sich auch in der Hinsicht engagieren würden, wären auch mehr Gelder verfügbar, weil dann auch die Nachfrage da wäre.

    Gibt es noch einen anderen Tipp, den du geben würdest? 

    Florian: Man muss auf jeden Fall Bock haben, immer wieder zu lernen und sich fortzubilden. Wenn sich jemand immer nur darauf beruft, dass er oder sie auf 25 Jahre Erfahrung zurückblicken kann, dann ist man heutzutage die falsche Person für den Job in einem Verein. Es sollte nicht nur das Bestreben da sein, dass sich die Organisation oder der Verein weiterentwickelt, sondern eben auch alle auf Funktionärsebene sowie die Ehrenamtlichen. Mittlerweile gibt es da auch super Angebote von den Landesverbänden oder digital. Zudem haben wir auch sehr die Fähigkeiten unserer Mitglieder zu schätzen gelernt. 

    Inwiefern? 

    Florian: Wir haben zum Beispiel gemerkt, dass wir etwas damit überfordert waren, dass wir bei 300 Mitglieder auf einmal sieben sozialversicherungspflichtige Angestellte hatten. Klar, haben wir uns ein Lohnbüro gesucht, aber die arbeitsrechtlichen Grundlagen mussten wir uns alle erst einmal anlesen und in Arbeitsverträge gießen. Als uns das zu viel wurde, haben wir einen offenen Aufruf an unsere Mitglieder gestellt: Wer kann den Verein mit seinen beruflichen Kompetenzen unterstützen? Dabei haben wir festgestellt, dass wir u.a. einen Personaler von Mercedes und zahlreiche Buchhalter*innen als Mitglieder haben. Danach haben wir uns ehrlich gesagt auch etwas geärgert, dass wir unsere Mitglieder nicht schon vorher stärker eingebunden haben. Auch das Thema Kinderschutz wurde von einer Spielerin und einer Mutter vorangetrieben. Da schlummert total viel Erfahrung und Know-How, welches wir nun nicht mehr missen möchten. 

    Wieso wurde vorher nie abgefragt, wie die Mitglieder helfen können und welche Aufgaben hat der Personaler übernommen?

    Lange Zeit haben wir die wachsenden Anforderungen gar nicht wahrgenommen. Etwas zu viel Pathos, aber vielleicht ist das wie beim Frosch, der nicht aus dem Topf springt, wenn man das Wasser mit ihm erhitzt. Wir waren ja auch stolz darauf, was wir alles als junger dynamischer Vorstand stemmen können. Irgendwann kam aber die Erkenntnis, dass wir als Vorstand ja keine Dienstleister sind und uns Jammern auch nichts bringt. Den Stolz beiseitegelassen, haben wir unseren Aufruf gestartet und waren überwältigt von der Hilfsbereitschaft.

    Wie genau lief der Transformationsprozess von Hauptamt zum Ehrenamt ab?

    Der Transformationsprozess verlief sehr konsequent und geradlinig. Mit den Gesprächen in den Schulen, haben wir die wirtschaftliche Grundlage geschaffen und unsere Mitglieder waren durch die sofort gestiegene Qualität der Trainer*innen sofort überzeugt von dem Schritt. Beide Coaches kamen erst durch die Professionalisierung zu uns in den Verein und sind auch lange geblieben. Mit wachsendem Erfolg unserer Schulkooperationen und steigender Mitgliederzahl brauchten wir dann immer mehr Mitarbeitende. Dafür müssen wir als Vorstand ständig dazulernen, weil dieser Prozess womöglich nie abgeschlossen sein wird. 

    Klubtalent: Danke für das Interview!